
Die Maskenpflicht ist ein emotional diskutiertes Thema. Ladenbesitzer müssen dafür sorgen, dass Kunden sie einhalten - das führt bis zum Stammkunden-Verlust.
- Ein Bäcker aus Eppertshausen erlebt Anfeindungen wegen der Corona-Maskenpflicht
- Mit Stammkunden muss er über die Maskenpflicht diskutieren
- Bäcker Jürgen Kreher bekommt Boykott-Schreiben in den Briefkasten
Eppertshausen – Jürgen Kreher ist genervt: Täglich müssen seine Mitarbeiterinnen und er im Geschäft mit Kunden diskutieren, die beim Einkauf keinen Mund-Nase-Schutz tragen wollen. Kreher führt seine Bäckerei neben der Kirche St. Sebastian, ist Meister seines Handwerks. Nun hat die Maskendebatte in seinem Laden eine neue Stufe erreicht: Nach einem Vorfall mit einem Kunden sind dem Unternehmer mehrere Zettel ins Haus geflattert – unter anderem mit dem Vorwurf, er unterstütze die „Corona-Lüge“, und der Nachricht, der Kunde werde sein Geschäft deshalb boykottieren.
Besonders geschockt ist Kreher, weil er den jüngsten Disput „mit einem Stammkunden“ hatte, „der selbst im medizinischen Bereich arbeitet. Es war also nicht irgendein Heini.“ Am Mittwochmorgen arbeitete er in der Backstube, als seine Mitarbeiterin aus dem Verkaufsraum aufgelöst zu ihm kam: Ein Kunde wolle seine Maske partout nicht aufsetzen, die Maskenpflicht sei Quatsch.
Eppertshausen: Bäcker bedient konsequent nur Kunden mit Maske
Derlei Auseinandersetzungen kennt Kreher seit Wochen. Und fährt eine klare Linie: „Wir bedienen keinen Kunden, der seine Maske nicht trägt.“ Dabei spiele auch keine Rolle, ob sie schlicht daheim vergessen wurde, es sich um Freunde und Bekannte handele oder gerade kein anderer Kunde da sei: „Wir machen das nicht, bieten aber zum Beispiel an, dass der Kunde bei uns eine Maske für einen Euro kaufen kann oder wir ihm die bestellte Ware vor das Geschäft bringen und auch dort kassieren.“
Die meisten hielten sich an die Regeln, betont Kreher, Verstöße gebe es dennoch auch in seiner Bäckerei „täglich“. Er bleibe aber standhaft, habe auch seine Verkäuferinnen klar instruiert. „Dadurch, dass wir es konsequent durchsetzen und auch Stammkunden ohne Maske nicht bedienen, haben wir schon einige Kunden verloren“, sagt Kreher. So weit, so „normal“ in der bisherigen Corona-Zeit.
Eppertshausen: Bäcker findet freche Schreiben wegen Maskenpflicht im Briefkasten
Der jüngste Vorfall hatte aber ungekannte Folgen. Eine Maske für einen Euro lehnte der Kunde ab und verließ das Geschäft ohne Einkauf. „Zehn Minuten später kam er wieder und wollte den Chef sprechen, ich war aber gerade in der Backstube beschäftigt und musste ihn 20 Minuten warten lassen“, erzählt Kreher. Zu lang für den Kunden, der dem Bäcker dann offenbar auf andere Weise seine Meinung geigte: Am Donnerstag fand Kreher drei Zettel in seinem Briefkasten, über die er sich enorm ärgert.
Am wenigsten gilt das noch für das Schreiben mit dem Titel „Sehr wichtige Information für Sie als Ladenbesitzer/in“, in dem darauf verwiesen wird, dass es keine rechtliche Grundlage für ein Bußgeld gegen ihn gebe, wenn ein Kunde in seinem Geschäft keine Maske trage. In der Tat ist bei einer Kontrolle dann zunächst der Kunde selbst dran und muss zahlen. Kreher weiß aber von Geschäften in der näheren Umgebung, die ihre Kunden allzu lax mit der Maskenpflicht umgehen ließen und die in der Folge selbst Konsequenzen – bis hin zur temporären Ladenschließung – hätten tragen müssen. Mal davon abgesehen, dass es Kreher unter dem gesundheitlichen Aspekt durchaus vernünftig findet, wenn seine Kunden während der wenigen Minuten ihres Aufenthalts in der Bäckerei – wo sein Personal hinter Plexiglas keine Maske tragen muss – sich und andere vor der möglichen Virenübertragung schützen.
Bäcker aus Eppertshausen hofft auf Empfehlungen für den Umgang mit den Schreiben
Regelrecht frech findet Kreher die beiden anderen Schreiben: Eins bezweifelt, dass er einen Kunden des Ladens verweisen dürfe, wenn dieser keine Maske aufsetze. Der Bäcker ist sich hingegen sicher, dergestalt von seinem Hausrecht Gebrauch machen zu dürfen. Zettel Nummer drei legt nah, dass er den unwilligen Stammkunden so schnell nicht mehr in seinem Laden sehen wird: „Du wunderst dich, warum ich nicht mehr in deinem Geschäft einkaufe?“ steht dort. Und weiter: „Weil du diejenigen, welche die Wirtschaft mit der Corona-Lüge an die Wand fahren (und auch dein Geschäft über kurz oder lang in die Knie zwingen), mit deiner Teilnahme am MASKENZWANG auch noch unterstützt.“ Weiter ist die Rede von „Peinigern“, denen Kreher damit Folge leiste, und von der Pandemie als „Fake“. Das Papier, wie alle Schreiben ohne Absender, von Kreher aber klar dem Kunden vom Vortag zugeordnet, endet mit dem Verweis auf die Website ärzte-für-aufklärung.de.
Die Schreiben hat Kreher an politische Stellen und die Handwerkskammer weitergeleitet und hofft, Empfehlungen für den Umgang damit zu erhalten. Klar ist für ihn – bei aller Debatte über Corona-Regeln wie der Maskenpflicht –, dass er an seiner Linie festhalten und die Zettel gewiss nicht aushängen wird: „Dann halten mich die Leute für gaga“, sagt der Bäcker. „Fake hin, Fake her: Ich halte mich an die Verordnung. Und überhaupt will ich mit Leidenschaft Brötchen backen und nicht ständig mit den Leuten diskutieren.“ (Jens Dörr)
August 10, 2020 at 08:00AM
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Eppertshausen: Bäcker verärgert mit Maskenpflicht Stammkunden – dann bekommt er dreiste Briefe - da-imnetz.de
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