Rosenheim/Traunstein - Offenbar mit einer Spielzeugpistole bewaffnet, hatte ein 37-Jähriger kurz vor Weihnachten vorigen Jahres eine Bäckerei überfallen. Nun musste sich der Mann vor Gericht verantworten.
Update, 14.56 Uhr - Urteil gesprochen
Das Urteil ist gesprochen: Ein 37-jähriger, gebürtiger Wasserburger ist schuldig des schweren Raubes. Der Mann erhält eine Haftstrafe in Höhe von vier Jahren und sechs Monaten. Er hat am 23. Dezember 2019 eine Bäckereifiliale in der Happinger Straße in Rosenheim überfallen und über 3.000 Euro erbeutet. Er machte sich zu Fuß aus dem Staub, weil sein Fluchtauto zugeparkt war. Gut fünf Stunden nach der Tat konnte ihn die Polizei damals fassen.
Das Gericht ordnet die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an, weil der Angeklagte rauschgiftsüchtig ist. Auch die Tat stand nach der Aussage des 37-Jährigen damit in Zusammenhang: Er brauchte auf die Schnelle Geld, um Schulden aus einem Kokainkauf zu begleichen. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, mit einer scharfen Waffe in der Bäckerei aufgetaucht zu sein: "Aber dafür haben wir keinen Beweis", so der Vorsitzende Richter Erich Fuchs.
Es habe sich wohl nur um eine Spielzeugpistole gehandelt. Deshalb sei die Tat "nur" als schwerer Raub zu ahnden, nicht als besonders schwerer Raub. Andernfalls hätte die Strafe mindestens fünf Jahre betragen, so Fuchs.
Update, 13.54 Uhr - Mehrere Jahre Haft drohen für Bäckerei-Überfall in Rosenheim
Weit auseinander liegen die Plädoyers nicht: Vier Jahre und neun Monate Haft fordert die Staatsanwaltschaft, Verteidiger Peter Dürr plädiert auf vier Jahre. Beide sind sich einige, dass der Angeklagte wegen seiner Drogensucht in eine Entziehungsanstalt verbracht werden soll.
"Dass die Waffe scharf war, können wir nicht sicher nachweisen", so die Staatsanwaltschaft. Ansonsten habe sich die Anklage bestätigt: Ein bewaffneter Überfall auf eine Bäckereifiliale in der Happinger Straße in Rosenheim am 23. Dezember 2019. 3500 Euro habe der 37-Jährige aus der Kasse herausgeholt und sei dann zu Fuß geflüchtet.
Verteidiger Dürr spricht von einer "schnellen, stümperhaften Ausführung" beim Überfall. Sein Mandant habe beispielsweise nicht mal eine Tasche für das Geld bei sich gehabt. Das spreche nicht für eine Tat, die von langer Hand geplant gewesen sei. Der 37-Jährige, mehrfach vorbestraft, brauchte das Geld, um Schulden aus Kokainkäufen zu begleichen.
"Es tut mir leid, vor allem was ich den Frauen angetan habe", so der Mann in seinen letzten Worten. Nun wird das Urteil des Traunsteiner Landgerichts unter Vorsitz von Richter Erich Fuchs erwartet.
Update, 12.29 Uhr: "Ich konnte Kunden mit schwarzen Masken nicht mehr bedienen"
"Immer wieder ist die Szene hochgekommen, als er mit der Maske vor mir stand", sagt nun eine der beiden Bäckerei-Verkäuferinnen vor Gericht aus. Sie stand an jenem 23. Dezember 2019 in der Bäckerei in der Happinger Straße in Rosenheim. Bis heute hat die Frau mit dem Überfall zu kämpfen: Sie scheut die Dunkelheit oder nachts alleine in der Wohnung zu sein.
Seit wegen der Corona-Pandemie alle Leute in den Geschäften Masken tragen, hat sich die Situation für die Verkäuferin zwischenzeitlich noch verschlimmert: "Ich konnte Kunden mit schwarzen Masken nicht mehr bedienen. Ich bin anfangs nur noch stocksteif dagestanden." Sie habe psychologische Hilfe angenommen und nach der Tat auch einige Wochen krankgeschrieben gewesen. Inzwischen gehe es ihr aber besser.
Die zweite Verkäuferin kann nicht als Zeugin aussagen. Sie fühle sich noch immer nicht in der Lage, dem Angeklagten gegenüberzutreten. Vor dem Traunsteiner Landgericht wird noch heute mit den Plädoyers und auch einem Urteil gerechnet.
Update, 11.15 Uhr: Jetzt spricht Angeklagter
Die Sache scheint klar: "Ja, die Tatvorwürfe sind im Wesentlichen richtig", so Peter Dürr, Verteidiger des 37-jährigen Angeklagten. Er gesteht den Überfall auf die Rosenheimer Bäckerei also. Nur habe es sich nicht um eine scharfe Waffe, sondern um eine Spielzeugpistole gehandelt. Inzwischen habe der Mann auch einen Brief an die beiden Bäckerei-Verkäuferinnen geschrieben.
"Wegen meines schlechten Gewissens möchte ich mich entschuldigen", heißt es in dem Brief, der vor dem Traunsteiner Landgericht verlesen wird. "Mir ist inzwischen bewusst geworden, dass der Überfall nicht spurlos an Ihnen vorbeigehen wird. Ich hoffe, Sie können mir den größten Fehler meines Lebens verzeihen", schrieb der 37-Jährige. Er spricht im Brief von "größter Reue".
Was waren die Hintergründe für die Tat? Der Mann hatte wohl über 2000 Euro Schulden, weil er Kokain noch nicht bezahlt hatte. "Dann hat jemand Druck auf mich ausgeübt, sonst würde was passieren", so der Angeklagte. Aus Angst will er seinen Namen der Justiz nicht verraten. Seit der Scheidung im Jahr 2017 habe er an den Wochenenden regelmäßig Kokain genommen. "Die Scheidung hat mich aus meinem geregelten Leben herausgerissen." Zuvor hatte der Mann verschiedene Jobs auf dem Bau und im Handwerk.
Update, 9.55 Uhr: Prozessbeginn um bewaffneten Bäckerei-Überfall in Rosenheim
Der Prozess gegen den mutmaßlichen 37-jährigen Bäckerei-Räuber beginnt. Mit der Verlesung der Anklageschrift werden nun die Details bekannt, die ihm vorgeworfen werden: Mit einem BMW soll der gebürtige Wasserburger am 23. Dezember 2019 gegen 17.20 Uhr in die Happinger Straße in Rosenheim gefahren sein. Den Wagen habe er in 180 Metern Entfernung zur Bäckerei mit laufendem Motor abgestellt - um danach schnell flüchten zu können.
Mit einem Tuch im Gesicht sei er dann in die Bäckerei hinein: Laut Staatsanwaltschaft hatte er eine scharfe Pistole dabei und forderte die zwei Verkäuferinnen auf, das Bargeld aus der Kasse herauszurücken. Die 3500 Euro habe er sich dann selbst gegriffen. Aber: Ein Mann parkte zufällig seinen Fluchtwagen zu. "Daher flüchtete er zu Fuß, wobei er einen Teil der Beute verlor", so die Staatsanwaltschaft.
Ist der 37-Jährige geständig? Falls ja, was trieb ihn zu dem bewaffneten Überfall?
Vorbericht:
Der Fall sorgte rund um Heiligabend 2019 für großes Aufsehen: Mit einem Hubschrauber suchte die Polizei über Rosenheim nach dem Bäckerei-Räuber. Fünf Stunden nach dem Bäckereiüberfall konnte der mutmaßliche Täter geschnappt werden. Am Mittwoch, 23. Juli, wird ab 9 Uhr vor dem Landgericht Traunstein gegen ihn verhandelt.
Mit einer scharfen Pistole bewaffnet soll er am Nachmittag des 23. Dezember rund 3500 Euro aus der Kasse einer Bäckerei im Rosenheimer Stadtteil Kaltmühl erbeutet haben. Vorgeworfen wird ihm besonders schwerer Raub. Der 37-jährige Deutsche sitzt seit Heilig Abend vorigen Jahres in der JVA Traunstein in Untersuchungshaft.
rosenheim24.de wird aktuell von dem Prozess berichten.
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July 23, 2020 at 06:54PM
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