
Schon das Interview, das Ezra Miller dem „Hollywood Reporter“ vor dreieinhalb Jahren gab, war seltsam. Nicht nur das Einhorn-Kostüm, das der Filmstar damals trug. Nicht nur der abgesplitterte Lack auf den Fingernägeln oder der Joint, den Miller beim Besuch der Reporterin Tatiana Siegel auf seiner Farm in Vermont rauchte. Bizarr war auch das, was der damals Sechsundzwanzigjährige von sich gab. „Wir sind wahrscheinlich alle geisteskrank“, beschrieb Miller den Kult um Prominenz, nannte Hollywoods Filmschaffende eine Gruppe von Prostituierten und meinte, er fühle sich weder als Mann noch als Frau: „Ich sehe mich gerade noch so als Menschen.“ Die Journalistin feierte den Darsteller der „Phantastische Tierwesen“-Filme und den Superhelden „Flash“ der DC-Comics-Produktionen als „erblühende Queer-Ikone“ des Films.
Spätestens seit dieser Woche sind die Loblieder verstummt. Nach Spekulationen über seinen Aufenthaltsort wurde bekannt, dass sich der Neunundzwanzigjährige auf seiner Farm verschanzt hält – mit einer angeblich vor ihrem Ehemann geflüchteten Hawaiianerin, ihren drei Kindern, einem Waffenarsenal und unzähligen Cannabispflanzen. Wie der „Rolling Stone“ meldet, soll der Vater der Kinder inzwischen Polizei und Jugendamt verständigt haben.
Der Hawaiianer ist nicht der Erste, der sich über ein zu enges Verhältnis seiner Kinder zu Miller sorgt. Im Namen ihrer 18 Jahre alten Tochter, der Indianerin, Umweltaktivistin und Greta-Thunberg-Mitstreiterin Tokata Iron Eyes, hatten Chase Iron Eyes und seine Ehefrau Sara Jumping Eagle bereits vor einigen Wochen eine einstweilige Verfügung gegen Miller beantragt. Die Angehörigen des Stammes der Standing Rock Sioux in South Dakota werfen dem Filmstar vor, sich 2016 bei Protesten gegen eine Pipeline durch Indianerland an die damals zwölf Jahre alte Tokata herangemacht zu haben. Miller soll das Mädchen, das sich inzwischen als genderqueer outete und sich „Gibson“ nennt, wiederholt unter Drogen gesetzt und geschlagen haben. Ihr Kind habe „nicht nur psychische Probleme, sondern ist auch noch einem Raubtier in die Hände gefallen“, sagte Jumping Eagle dem „Rolling Stone“. Mitte Juni hatte bereits ein Gericht in Massachusetts zum Schutz eines Zwölfjährigen vor Belästigungen gegen Miller eine einstweilige Verfügung ausgesprochen.
Die negativen Schlagzeilen begannen sich zu häufen
Die Serie von Abstürzen des Schauspielers, der als Kind einer Tänzerin und eines Verlegers in der Kleinstadt Wyckoff nordöstlich von Manhattan aufwuchs, begann 2008 kurz nach seiner ersten größeren Rolle in dem Drogendrama „Afterschool“. Miller brach damals die Highschool ab, ein paar Jahre später folgte die erste Verhaftung wegen Drogenbesitzes.
Mit der Corona-Pandemie begannen sich die negativen Schlagzeilen zu häufen. Nach der Unterbrechung der Dreharbeiten zu „Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse“ in London flog Miller im Frühjahr 2020 nach Island. Bei Kneipenbesuchen in Reykjavik provozierte er im Alkoholrausch immer wieder Streitereien. Ein Video zeigt, wie er eine Frau in den Schwitzkasten nahm. Barkeeper berichteten „Variety“ zudem von aggressiven Ausbrüchen.
Bei Millers Besuch in Berlin im Februar rief eine Bekannte, die der Schauspieler zwei Jahre zuvor bei Chats im Internet kennengelernt hatte, die Polizei. „Er beschimpfte mich als Nazi und nannte mich transphob. Ich hatte Angst, dass er mich auch körperlich angreifen würde“, sagte „Nadia“ dem Branchenblatt. Die Staatsanwaltschaft in Berlin soll die Ermittlungen aber eingestellt haben, als Miller Deutschland verließ. Der Schauspieler verlagerte die Gewaltexzesse anschließend nach Hawaii. Nach Übergriffen bei einer privaten Party und in einer Karaoke-Bar sowie Dutzenden Beschwerden nahm die Polizei des Inselstaates den Schauspieler im Frühjahr mindestens zweimal fest. Die Ermittlungen dauern an.
Bei der amerikanischen Filmgesellschaft Warner Bros. macht sich derweil Krisenstimmung breit. Für Sommer 2023 ist die Premiere des Kinofilms „The Flash“ geplant. Die 200 Millionen Dollar teure Produktion ist bereits abgedreht – mit Miller in der Titelrolle des Superhelden.
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