- Eine Ex-Lebensgefährtin von Jérôme Boateng wirft dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler vor, sie im Karibikurlaub geschlagen, gebissen und geboxt zu haben.
- Im Prozess vor dem Amtsgericht München gibt es jetzt ein Urteil.
- Boateng muss eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro zahlen.
München. Der frühere Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng ist wegen vorsätzlicher Körperverletzung an seiner früheren Lebensgefährtin verurteilt worden. Das Amtsgericht München verhängte am Donnerstag eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30.000 Euro, also 1,8 Millionen Euro. Es ist der höchstmögliche Tagessatz.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren gefordert – und eine Geldauflage von 1,5 Millionen Euro. Sie wirft ihm vor, seine Ex-Lebensgefährtin im Juli 2018 bei einem Urlaub auf den Turks- und Caicosinseln in der Karibik attackiert zu haben. Laut Anklage soll er sie geschlagen, geboxt, ihr in den Kopf gebissen, sie auf den Boden geschleudert und dabei heftig beleidigt haben. Außerdem soll er nach Angaben der Staatsanwaltschaft „in voller Wucht“ eine Glaslaterne und eine Kühltasche auf sie geworfen haben. Die Vorwürfe lauten auf Beleidigung und Körperverletzung.
Staatsanwältin bezeichnet Ex-Freundin als „Opfer häuslicher Gewalt“
Das Gericht ging allerdings in seinem Urteil nur von „einem Faustschlag“ ins Gesicht aus. Boateng hat die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, er habe seine Ex-Freundin nie geschlagen. Sein Verteidiger beantragte Freispruch.
Staatsanwältin Stefanie Eckert bezeichnete die Frau als „Opfer häuslicher Gewalt“. Allerdings sei nicht nur sie Opfer geworden, sondern auch Boateng – „Opfer ihrer gemeinsamen toxischen Beziehung“.
Boateng nahm die Entscheidung äußerlich gelassen entgegen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Boateng wies Vorwürfe zurück
Boateng bestritt die Vorwürfe und schilderte den Vorfall vor Gericht anders: Seine ehemalige Lebensgefährtin sei aggressiv und beleidigend geworden, habe ihn in einem Streit an der Lippe verletzt und auf ihn eingeschlagen. Als er sie dann von sich habe wegschieben wollen, sei sie gestürzt. Er habe auch keine Laterne auf sie geworfen, sondern ein Kissen gegen einen Tisch – und dabei sei die Laterne zu Boden gefallen.
Der Urlaub sei bis dahin sehr schön und friedlich verlaufen. „War ’ne gute Stimmung“, sagte er – bis es abends beim Kartenspielen zu einem Streit gekommen sei.
Nachdem sie und eine Freundin von ihr ihm dann vorgeworfen hätten, beim Kartenspielen gemogelt zu haben, sei die Stimmung eskaliert. Sie hätten dann – wie oft zuvor – um die Frage gestritten, wie sie ihr Leben organisieren sollen. Boateng habe in dem Sommer vom FC Bayern nach Paris wechseln wollen. Außerdem sei es um Treue gegangen und andere Partner.
Am nächsten Tag aber hätten die beiden sich schon wieder vertragen. Sie sei „bester Laune“ gewesen.
Innenverteidiger Boateng war jahrelang eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Fußballnationalmannschaft. Er spielte seit 2011 für den FC Bayern und arbeitet inzwischen bei Olympique Lyon. Kurz vor seinem 33. Geburtstag unterschrieb er bei dem französischen Erstligisten einen Zweijahresvertrag bis Sommer 2023.
Weil es wegen der Corona-Beschränkungen nur sechs Plätze für Journalisten im Verhandlungssaal geben sollte, standen schon am Mittwochabend Medienvertreter vor dem Gerichtsgebäude an, um einen davon zu ergattern.
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