Für Tausende Schüler in und um Bad Segeberg ist es seit Monaten das tägliche Problem: Home-Schooling funktioniert oft nicht, Videokonferenzen mit Lehrkräften verlaufen selten reibungslos. Meist sind für die Kinder nur Lehrerin oder Lehrer zu sehen, die Kinder müssen an ihren Endgeräten Kamerafunktion und Mikrofon ausstellen, damit überhaupt eine Übertragung möglich ist. Oft genug fällt so Unterricht aus, weil das System schwächelt. Jetzt haben es Bad Segebergs Politiker es auch einmal selbst erlebt, wie es ist, wenn die technischen Voraussetzungen fehlen. Im Hauptausschuss kam es am Donnerstag gleich zum Schlimmsten.
Die äußerst wichtige Sitzung musste gleich zu Beginn wegen Überlastung abgebrochen werden. Ausschussvorsitzender Olaf Tödt (CDU), der den Vorsitz an seinen Stellvertreter im Bürgersaal abgegeben hatte, weil er beruflich in Berlin war und sich wie die anderen Videochat-Teilnehmer zuschalten wollte, kam gar nicht zum Zuge.
Hauptausschusssitzung auf Dienstag verschoben
„Wir werden jetzt am Dienstagabend eine neue Sitzung in Präsenz – aber im Pairing-Verfahren durchführen“, kündigte Tödt auf LN-Nachfrage an. Pairing heißt, dass nur ein Teil der Mitglieder im vorgegebenen Stimmenverhältnis teilnimmt. Die digitale Hybridsitzung sei auch deshalb gescheitert, weil die Stadt auf den Kreis-Server angewiesen ist. Tödt: „Wir konnten offenbar nicht parallel mit dem Kreis-Sozialausschuss tagen. Da ist das System in die Knie gegangen“. Die Teilnehmer seien „drei- bis viermal ’rausgeflogen – sobald wir auf die volle Teilnehmerzahl gehen wollten, brach alles zusammen“.
Bürgermeister Dieter Schönfeld hatte im Vorfeld gewarnt, dass wichtige Beschlüsse in digitalen Konferenzen nicht rechtssicher gefasst werden können. Tödt fordert jetzt, dass die Stadtverwaltung die technischen Schwächen dafür unbedingt beheben solle. „Das muss jetzt schnell passieren.“ Andernorts würden „Meetings mit 200 Personen abgehalten, und wir bekommen es nicht einmal mit 20 hin, das ist ein Armutszeugnis für unsere Verwaltung“.
Bauamtsleiterin akustisch kaum zu verstehen
Am Mittwoch hatte es in Bauausschusssitzung bei einigen „Aussetzern“ unter Leitung von Wolfgang Tödt noch relativ gut geklappt. Aber auch hier gab es Probleme, wenn sich Planungsbüros zuschalten wollten. Bauamtsleiterin Antje Langethal, die bei jedem Thema gefragt war, war für die Zuschauer im Saal kaum zu verstehen gewesen, obwohl sie nur wenige Meter entfernt saß, weil es dauernd Rückkopplungen mit Echoeffekt im Saal gab.
Einzig die „normale“ Sozialausschusssitzung am Dienstag in der Spielhalle der Schule am Burgfeld lief reibungslos. Doch hier waren mitsamt Zuschauern über 30 Personen zusammen in der Halle. Auch wenn Abstand gehalten wurde, war einigen Teilnehmern wegen der Ansteckungsgefahr sichtlich mulmig zumute. Torben Fritsch (CDU): „Ich bin gar nicht damit einverstanden, dass wir jetzt hier sitzen.“ Ein CDU-Ausschussmitglied hatte es auch abgelehnt an der Präsenzsitzung teilzunehmen. Ralf Schaffer beklagte sich bei der Vorsitzenden Kerstin Tödt (SPD), dass er als ihr Stellvertreter gar nicht gefragt worden war. „Ich hätte mich gegen eine Präsenzsitzung entschieden.“ Es gebe unter den Politikern Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma und Diabetes. Er selbst sei auch betroffen. In diesen Pandemiezeiten eine Sitzung bei entsprechenden Alternativangeboten trotzdem in Präsenz abzuhalten, dürfe „kritisch hinterfragt werden“.
Schaffer kritisierte auch, dass von der Stadtverwaltung vor der Sitzung nicht freiwillige Schnelltests angeboten worden sind. Er selbst habe sich auf eigene Kosten vor der Sitzung testen lassen, „damit ich mit Gewissheit sagen kann, dass ich niemanden von meinen Kollegen anstecke“. Uwe Rönnfeldt (SPD) wehrte den Vorwurf ab, dass die Verwaltung nicht fortschrittlich sei. Angesichts der aktuell niedrigen Inzidenz-Zahlen fühle er sich nicht gefährdet. „Ich finde gut, dass wir hier sitzen.“
Von Wolfgang Glombik
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