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Eintracht Frankfurt: Die Jagd auf die Champions League-Plätze ist eröffnet - Frankfurter Rundschau

  • Ingo Durstewitz

    vonIngo Durstewitz

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  • Thomas Kilchenstein

    Thomas Kilchenstein

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Nach dem eindrucksvollen Sieg gegen die Bayern will die hochfliegende Eintracht ihre Champions-League-Ambitionen untermauern, muss sich aber auch nach hinten absichern.

  • Eintracht Frankfurt schlägt den FC Bayern München mit 2:1.
  • Die SGE überzeugt vor allem in der ersten Hälfte gegen den deutschen Rekordmeister.
  • Martin Hinteregger taucht mit Kiste Bier in der Kabine von Eintracht Frankfurt auf.

Frankfurt - Vor ein paar Tagen hat sich der etwas ausgefallene und auch aus der Zeit gefallene Fußballspieler Martin Hinteregger über die Gepflogenheit im Heiligtum einer Profimannschaft beklagt. Früher, erzählte der 28-Jährige also, habe man sich in der Kabine locker in den Whirlpool gefläzt, „gemütlich ein Bier getrunken und übers Spiel gequatscht“. Heute sei das anders, „heute sitzt jeder mit dem Handy da.“ Stimmung? Null. „Ich finde das schade.“ Klare Sache.

Eintracht Frankfurt: Hinteregger mit Kiste Bier

Da aber besondere Anlässe besondere Maßnahmen erfordern und der Hinti, wie ihn jeder ruft, in der Eintracht-Hierarchie ziemlich weit nach oben gespült worden ist, weil er so ist, wie er ist und mit Leistung vorangeht, ist ihm am frühen Samstagabend der Wunsch nach Fußball-Retro und Kabinen-Romantik erfüllt worden. Über ihren Twitter-Account veröffentlichte die Eintracht ein Foto, das den Österreicher mit einer Kiste Bier zeigt, die er in die Kabine schleppt, selig lächelnd. Die Botschaft: „Gruß von Hinti: Heute wird nicht auf die Handys geschaut!“ Prost, dann.

Dabei kann man im späten Winter 2021 ja sogar darüber streiten, ob solch ein 2:1 (2:0)-Erfolg der Frankfurter Eintracht über den Allesgewinner Bayern München tatsächlich ein besonderes Ereignis von herausragender Bedeutung ist, schließlich haben sich die Mannschaften in ihrem Leistungsniveau einander so ziemlich angepasst. Zwischen den Hessen und den Bayern liegen auf dem Platz keine Welten mehr, was natürlich damit zu tun hat, dass die Eintracht auf dem Zenit ihrer Schaffenskraft angekommen zu sein scheint und den Münchnern die Puste ausgeht.

Die Frankfurter haben neun der letzten zehn Spiele gewonnen, sind seit elf Runden ungeschlagen, insgesamt haben sie nur zwei Spiele verloren, „das ist für Eintracht Frankfurt außergewöhnlich“, sagt Trainer Adi Hütter, der Architekt und Moderator des Erfolgsmodells.

Eintracht Frankfurt: Auftritt der Mannschaft imponiert

Es ist vor allen Dingen die Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt, die imponiert. Spielerische Klasse paart sich mit Mentalität und Kampfkraft, eingebettet in gewachsenem Selbstvertrauen und einem anderen Selbstverständnis. Zufall ist dieser Höhenflug jedenfalls nicht. Er ist das Ergebnis einer perfekt harmonisierenden Orchestration.

Die personell ausgedünnten Sixpack-Bayern hatten den zügellosen Frankfurtern am Samstag wenig entgegenzusetzen, präsentierten sich schlapp und ausgelaugt – zumindest im ersten Durchgang. Selten hat man gesehen, dass die Spieler des Rekordmeisters dermaßen tumb und ohnmächtig den Opponenten hinterherliefen, sie verloren im Kombinationshagel der Eintracht die Orientierung, wurden hergespielt, nach Belieben dominiert; die großen Bayern wurden regelrecht vorgeführt. „Wir haben“, sagte Offensiv-Ass Amin Younes ohne Übertreibung, „ein fantastisches Spiel gemacht.“

Den hält auch der Reklamierarm nicht: Manuel Neuer ist gegen Amin Younes‘ Kracher chancenlos.

© Heiko Rhode

Der frühere deutsche Nationalspieler trumpfte unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw phänomenal auf, war an jedem Angriff beteiligt, sprühte vor Ideen und Spielwitz (siehe Bericht auf der nächsten Seite). Der 27-Jährige schoss auch ein herrliches Tor, das zum 2:0, da jagte er den Ball mit Vollspann krachend in den Giebel (31.). Zuvor hatte Daichi Kamada die Führung erzielt (12.), natürlich auf Vorlage des erneut starken Filip Kostic.

Die Bayern konnten froh sein, mit 0:2 in die Kabine schlurfen zu dürfen, „wir haben es verabsäumt, auf 3:0, 4:0 zu erhöhen“, resümierte Hütter, der sich an einem „unglaublich dominanten Spiel“ erfreute. Martin Hinteregger fasste das Erlebte mal wieder treffend zusammen: „Ich habe von hinten genossen, wie vorne die Jungs gezockt haben.“

Eintracht Frankfurt: Starke erste Hälfte

Dass das nicht so weitergehen konnte, schwante dem Abwehrchef schon beim Gang in die Kabine. „Die wollten nicht wieder fünf Stück kriegen“, orakelte er in Anspielung an das 5:1 aus der Vorsaison. „Das war ihnen noch gut in Erinnerung.“ Und so entwickelte sich im zweiten Abschnitt ein ähnliches Spiel wie im ersten – nur genau umgekehrt. Nun waren es die Bayern, die die Eintracht „fast an die Wand gespielt“ haben, wie Sportvorstand Fredi Bobic einräumte.

Die Frankfurter aber schluckten nur den Anschlusstreffer durch Robert Lewansdowski (53.), weil sie mit Bravour fighteten und sich mit aller Macht gegen den Ausgleich stemmten. Auch das ist ein Qualitätsmerkmal. Dabei hätten sie sogar noch einen Strafstoß zugesprochen bekommen müssen, doch Schiedsrichter Sascha Stegemanns Pfeife blieb stumm, als Alphonso Davies dem eingewechselten Ragnar Ache im Strafraum in die Hacken trat (79.). Klarer Elfer. Merkwürdig nur, dass im Kölner Keller niemand reagierte.

Eintracht Frankfurt holt drei „Bonuspunkte“ gegen Bayern München

Der Sieg mit drei „Bonuspunkten“ (Hütter) werde seinem Team „Kraft und Power“ geben, glaubt der Trainer. Am Freitag geht es nach Bremen, vielleicht wieder mit André Silva, der wegen eines Hexenschusses passen musste und den Luka Jovic nicht adäquat ersetzen konnte.

Obwohl die Eintracht trotz des Sieges Rang drei wegen des Torverhältnisses an den VfL Wolfsburg verlor, ist die Situation aufgrund der beeindruckenden Serie, der Formstärke und der Tabellenkonstellation „sehr verlockend“, wie Bobic sagt. Die Champions League ist kein Wunschtraum mehr, sondern ein realistisches Ziel; Adi Hütter ist sogar zu Meisterschaftschancen, also der Bayern-Jagd befragt worden. Da hat er ein wenig irritiert geschaut, der 51-Jährige. Er sagt aber auch: „Vielleicht verlieren wir gar kein Spiel mehr.“

Unzweifelhaft ist, dass fortan jeder Gegner die Eintracht zu Fall bringen will. „Wir waren die Jäger, jetzt sind wir die Gejagten“, sagt Bobic. „Damit muss man umgehen können.“ Es gibt Schlimmeres.

Rubriklistenbild: © Jan Huebner/Imago

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