Die Pittsburgh Steelers stehen bei sechs Siegen im Super Bowl, die New England Patriots ebenfalls. Alle sechs gewann das Team aus Foxborough in Massachusetts in der Ära Tom Brady. Dem 199. Pick im Draft 2000.
Der erfolgreichste Quarterback der NFL steht nach dem Sieg der Tampa Bay Buccaneers gegen Kansas City (31:9) nun bei sieben Titeln. Eine Leistung, die für sich allein schon unglaublich ist. Noch historischer mutet Bradys Werk an, wenn man die Umstände seines neuerlichen Erfolges betrachtet.
„Wir sind World Champions für immer, das kann uns niemand mehr nehmen“, sagte ein überglücklicher Brady, nachdem er seine fünfte MVP-Auszeichnung in einem Super Bowl entgegengenommen hatte. Natürlich ein Rekord. „Wir wussten, dass es heute Nacht genau so kommen würde.“
Mit „Wir“ meinte der 43 Jahre alte Quarterback die Tampa Bay Buccaneers. Jenes Team, dass vor seiner Ankunft im vergangenen Sommer die schlechteste Siegrate in der Geschichte der National Football League aufgewiesen hatte. Der bis dato letzte Titel der Franchise aus Florida datierte vom Januar 2003.
Brady bringt Sieger-Gen nach Tampa
Im Jahr zuvor hatte Brady mit New England den ersten seiner nunmehr sieben Titel gewonnen. In den folgenden Jahren prägte er zusammen mit dem ebenso kauzigen wie genialen Trainer Bill Belichick eine zwei Jahrzehnte andauernde Ära. Doch 2020 endete die erfolgreiche Beziehung. Mit 42 wollte Brady noch einmal etwas Neues probieren – und ging nach Tampa.
Ein Team, dass die Vorsaison mit 7:9-Siegen abgeschlossen hatte und dessen Quarterback Jameis Winston Fehlpass um Fehlpass warf, bis er schließlich auf die Idee kam, seine Sehschwäche durch eine Laserbehandlung auszubessern. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Brady in Tampa bereits übernommen. Und das Sieger-Gen in die Köpfe der Spieler gepflanzt.
Als nach dem Sieg im Halbfinale gegen die Green Bay Packers in Tampas Kabine ein Schluchzen der Freude zu hören war, soll Brady nur Unverständnis geäußert haben: „Was zur Hölle. Zum Super Bowl fehlt uns doch noch ein Sieg.“ Ein Satz, der viel mehr über den Zitatgeber aussagt, als es irgendwelche Lobesarien tun könnten.
Mahomes adelt Brady auf dem Rasen
„Du bist eine Legende“, reihte sich Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes, 18 Jahre jünger als Brady, noch auf dem Spielfeld voller Anerkennung in die Reihe der Gratulanten ein. Vor dem Finale hatten sich die beiden Protagonisten des Super Bowls in einem gemeinsamen Videointerview der NFL gegenseitig mit Lob überschüttet.
Statt auf Fragen zu antworten, pries Brady die Vorzüge seines Gegenübers so sehr, dass es dem Gelobten beinahe unangenehm zu sein schien. Über sich selbst sagte Brady: „Einem alten Hund bringt man keine neuen Kunststücke mehr bei.“ Und das muss er auch nicht. Im Finale gegen Kansas City konnte sich Brady auf seine altbekannten Stärken verlassen.
Obwohl er nach 20 Jahren neue Spieler und neue Trainer um sich hatte, obwohl er aufgrund der Corona-Pandemie keine seriöse Vorbereitung mit seinem neuen Team hatte absolvieren können, obwohl er älter ist als manch Trainer in der Liga, wirkte er im 55. Super Bowl zu keinem Zeitpunkt besiegbar. Und das lag weniger am schwachen Auftritt des Titelverteidigers aus Kansas City, sondern vielmehr an der routinierten Brillanz Bradys.
Brady winkt Millionen-Prämie
Bei den ersten beiden Touchdowns fand er seinen Kumpel aus Patriots-Tagen, Rob Gronkowski. Der Tight End, der seine Karriere eigentlich schon beendet hatte, und Brady verstehen sich blind. Immer wieder bediente er seine Receiver und kontrollierte geschickt die Spieluhr, wenn es nötig war.
Doch nach dem Spiel zeigte Brady einmal mehr, welch Teamplayer in ihm steckt. „Ich bin so stolz auf die Jungs“, sagte er während der Siegerehrung. Dann reichte er seine MVP-Trophäe an seine Mitspieler weiter.
Brady soll für seinen Sieg gegen Kansas City finanziell fürstlich entlohnt werden. Wie ESPN im Vorfeld berichtet hatte, winkt dem erfolgreichsten Quarterback aller Zeiten ein vertraglich zugesicherter Bonus von 500.000 Dollar. Bereits zuvor hatte der 43-Jährige dank der drei Siege in den Play-offs in Washington, New Orleans und Green Bay insgesamt 1,75 Millionen Dollar Prämien eingestrichen.
Doch Geld treibt den Multimillionär nicht an. Es ist die Mischung aus beinahe krankhaftem Perfektionismus, der ihn nur Avocado-Eis essen lässt, um seinen Körper auch mit über 40 noch wettkampffähig zu halten, und der puren Freude am Football.
Karriereende? Wohl kaum
Während sein Trainer Bruce Arians, 68, sich laut CBS Sports nach seinem ersten Titelgewinn als Cheftrainer wohl in den Ruhestand verabschiedet, denkt sein Quarterback nicht daran, seine Jagd auf Rekorde und Titel zu beenden.
„Es wird hart, mich zu verabschieden, wann auch immer ich mich dazu entscheide, denn es war für lange Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens“, hatte Brady vor seinem zehnten Super Bowl gesagt. Doch offenbar plant der Superstar noch bis 45 spielen zu wollen. Mindestens. „Wir kommen zurück“, sagte Brady dann noch auf der Bühne bei der Präsentation der Siegertrophäe.
„Das Beste am Gewinnen ist, es mit den Menschen zu genießen, die einem geholfen und einen unterstützt haben. Einige der schönsten Erinnerungen meines bisherigen Lebens ist die gemeinsame Freude mit meinen Kindern direkt nach dem Super Bowl“, so der dreifache Familienvater.
Auch nach dem neuerlichen Triumph – als erster Quarterback vor heimischer Kulisse – schloss Brady seine Liebsten in die Arme. Ehefrau Gisele Bündchen, die ihren Mann schon seit Längerem vom Karriereende überzeugen will, und die Kinder Vivian, John und Edward.
Wer in der Nacht auf Montag sah, wie Brady noch während des Spiels zufrieden lächelte und sich mit seinen Teamkollegen über den gemeinsamen Sieg freute, der konnte sich kaum vorstellen, die NFL künftig ohne den Mann mit der Trikotnummer 12 zu sehen. Die Frage ist: warum auch?
Artikel von & Weiterlesen ( Brady nach Super Bowl: „Wir wussten, dass es genau so kommen würde“ - WELT )https://ift.tt/2LvhlTn
Sport
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Brady nach Super Bowl: „Wir wussten, dass es genau so kommen würde“ - WELT"
Post a Comment