Bergische Handwerksbetriebe erschließen sich neue Geschäftsfelder.
Von Sven Schlickowey
Bergisches Land. Ein Graubrot geschnitten, zwei Mehrkornbrötchen – und einmal Chili con Carne. Wer seit dieser Woche die Filiale der Bäckerei Steinbrink in der Ringstraße in Remscheid-Lennep besucht, erhält dort nicht mehr nur Backwaren. Das Wuppertaler Unternehmen, mit 41 Niederlassungen im Bergischen vertreten, testet ein neues Angebot, einen Mittagstisch mit täglich wechselnden Gerichten. „Wir wollen uns breiter aufstellen“, sagt Marcel Grote, Teamleiter Verkauf bei Steinbrink. Da sei der Mittagstisch „ein logischer Schritt“. Und einer, den so oder so ähnlich immer mehr Bäckereien gehen.
Die Branche rüstet auf. Wo früher auf wenigen Quadratmetern ein Handvoll Brötchen- und ein paar mehr Brotsorten angeboten wurden, gibt es heute meist große Ladenlokale, oftmals mit Café-Bereich, fast immer mit einem deutlich erweiterten Angebot. Ein bundesweiter Trend, wie Susan Hasse, Pressereferentin beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks bestätigt: „Die Unternehmen erschließen sich neue Märkte.“ Auch, um wirtschaftlich überleben zu können. „Nur mit loser Backware kann man heute nicht mehr punkten.“
„Wir sind und bleiben eine Bäckerei.“
Und so bietet die Remscheider Bäckerei Beckmann in ihrem Holzofen-Backhaus im Stadtteil Lüttringhausen unter anderem eine bergische Kaffeetafel an. Die ebenfalls aus Remscheid stammende Kette Evertzberg kooperiert mit TV-Experte Sebastian Lege („Die Tricks der Lebensmittelindustrie“, ZDF), um neue Snacks zu kreieren. Und Steinbrink bringt den Mittagstisch nun schon in die zweite Filiale. Eine dritte soll bald folgen.
Die Idee zu einem solchen Angebot habe es schon länger gegeben, berichtet Gina Ricciardi, Steinbrink-Bezirksleiterin für Remscheid. „Das Problem war aber immer die Qualität.“ Könne man die bei den Mittagsgerichten nicht garantieren, wirke sich das auch negativ auf die Backwaren aus. „Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet, den wollen wir nicht riskieren.“
Zu Hilfe kam der Zufall. Als in Wuppertal die Metzgerei Uhlemeyer, in ihrem Viertel für einen guten Mittagstisch bekannt, schloss, war einer der Inhaber auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung – und kam mit der Geschäftsführung von Steinbrink ins Gespräch. Mit ihm übernahm man auch die Stammkunden. Um nun zu versuchen, das Angebot auf andere Filialen auszuweiten.
Dass es Bedarf dafür gibt, steht für Gina Ricciardi und Marcel Grote außer Frage. „Die Kundschaft hat sich verändert“, sagt Ricciardi. Viele würden die Filialen mehrfach am Tag aufsuchen und sich vom Frühstück übers Mittagessen bis zum Kuchen versorgen. „Und immer mehr fragen nach Alternativen.“ Man wolle nun nach und nach testen, wo der Mittagstisch angenommen wird, sagt Teamleiter Grote: „Der Kunde entscheidet.“ Doch auch wo das Angebot funktioniert, soll es nur Ergänzung bleiben: „Wir sind und bleiben eine Bäckerei.“
Dass die bergischen Bäcker mit ihrer Sortimentserweiterung auf dem richtigen Weg sind, meint auch der Zentralverband. „Wir begrüßen das“, sagt Pressereferentin Susan Hasse. Denn je mehr Standbeine die Bäckereibetriebe hätten, umso besser könnten sie sich im Wettbewerb mit den Aufbackstationen beim Discounter und den Tankstellen behaupten.
Hintergrund
Dass sich die Bäcker breiter aufstellen, zeigt auch die Statistik. Während die Zahl der Betriebe in den letzten acht Jahren bundesweit von über 13 500 auf unter 10 500 sank, stieg der Gesamtumsatz der Branche von 13,15 auf 15,22 Milliarden Euro.
September 14, 2020 at 09:08PM
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Mittagstisch und neue Snacks: Bergische Bäcker rüsten auf - solinger-tageblatt.de
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