
Bühne frei für Mats Hummels und Thomas Müller. Die Rückkehrer des Jahrhunderts sollen der deutschen Fußballnationalmannschaft helfen, sich für die EM zu wappnen. Da kommt einiges auf sie zu. Und so ist das Testspiel gegen Dänemark plötzlich gar kein Testspiel mehr.
Worum geht's?
Es ist das erste von zwei Testspielen der deutschen Fußball-Nationalelf vor der Europameisterschaft, die für das Team des nach dem Turnier abdankenden Bundestrainers Joachim Löw am 15. Juni mit der Partie gegen Weltmeister Frankreich in München beginnt. Weitere Gegner in der Gruppe F sind an gleicher Stelle Portugal am 19. und Ungarn am 23. Juni. Aber was heißt schon Testspiel? Mit der Stimmung rund um das DFB-Team ist es nicht gut bestellt, zu sehr wirken peinliche Niederlagen wie das 1:2 gegen Nordmazedonien in der WM-Qualifikation Ende März und das 0:6 gegen Spanien Mitte November in der Nationenliga nach. Überhaupt diese vielen Gegentore wie beim 3:3 gegen die Schweiz und beim 3:3 gegen die Türkei. 16 waren es insgesamt in den acht Spielen 2020.
Deutschland: Neuer - Klostermann, Ginter, Hummels, Gosens - Kimmich, Can - Sané, Müller, Volland - Gnabry. - Trainer: Löw
Dänemark: Schmeichel - Maehle, Christensen, Kjaer, Wass - Höjbjerg, Delaney - Eriksen - Braithwaite, Wind, Poulsen. - Trainer: Hjulmand
Schiedsrichter: Julian Weinberger (Österreich)
Wie soll das erst aussehen, wenn die Franzosen mit Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und nun auch wieder Karim Benzema anrollen? Kurzum: Wenn die DFB-Elf an diesem Mittwoch (ab 21 Uhr/RTL sowie im ntv.de-Liveticker) im pandemiebedingt leeren Innsbrucker Tivoli gegen Dänemark antritt, dann sollte sie, ist sie an der Zuneigung der Fans und an einem gesunden Maß an Selbstvergewisserung interessiert, einfach ordentlich spielen und überzeugend gewinnen. Oder wie Löw es formulierte: "Die Mannschaft soll sich festigen und Wettkampfpraxis sammeln."
Was ist der Plan?
Der Chef und sein Assistenztrainer Marcus Sorg haben in Österreich die Zeichen der Zeit erkannt und ein Zeichen gesetzt. Sie veranstalteten, wie es bei richtigen Wettkampfspielen üblich ist, das Abschlusstraining im Stadion. Und nicht auf einem der beiden bestens gepflegten Sportplätze mit ihrem herrlichen Alpenpanorama im etwa 25 Kilometer entfernten Seefeld in Tirol, wo die Mannschaft seit dem 28. Mai und noch bis zum 6. Juni auf 1200 Metern Höhe ihr Trainingslager abhält. "Natürlich wollen wir die Spieler ein bisschen sensibilisieren und auch auf die Wertigkeit hindeuten", die dieses Spiel nun einmal habe, sagte Sorg.
Nicht dabei sind Leon Goretzka vom FC Bayern, der mit einem Muskelfaserriss aufgeschlagen war, der coronagenesene Toni Kroos von Real Madrid und die vier mehr oder weniger jungen Männer, die jüngst im Finale der Champions League mitspielen durften: Antonio Rüdiger, dem Mats Hummels als sein künftiger Kompagnon in der Innenverteidigung glatt Weltklasseleistungen attestierte, Finaltorschütze Kai Havertz, Angreifer Timo Werner vom Sieger FC Chelsea und der arg enttäuschte İlkay Gündoğan von Manchester City. Da bleibt Platz genug für die Rückkehrer des Jahrhunderts. Es spricht viel dafür, dass Thomas Müller vom FC Bayern und der Dortmunder Hummels nach ihrem bisher letzten Länderspiel am 19. November 2019 beim 2:2 gegen die Niederlande in Gelsenkirchen nun in der Startelf stehen. Und wie die beiden sich schlagen, dass könnte wirklich ganz interessant werden.
Wie ist die deutsche Mannschaft drauf?
Wie immer alles bestens in solchen Vorbreitungscamps vor großen Turnieren. Tolle Truppe, super Stimmung, und alle trainieren wie die Welt-, zumindest aber wie die Europameister. Da können Sie fragen, wen sie wollen. Kommt ja immer, wenn überhaupt, erst hinterher heraus, wenn es doch nicht so harmonisch war. Wobei: Zu viel Harmonie soll ja auch gar nicht so leistungsfördernd sein. Erinnern Sie sich noch an das Pleiten-Pech-und-Pannen-Trainingslager vor der Weltmeisterschaft 2014 im Passeiertal in Südtirol? Selbst das Wetter war schlecht, kann ja nichts werden in Brasilien, waren sich die Berichterstatter einig. Tja. Was heißt das für die deutsche Mannschaft von heute? Eher nichts.
Hummels jedenfalls hat mutmaßlich schon die Herren Mbappé, Griezmann und Benzema in Sinn, wenn er mahnt: "Es ist ganz wichtig, dass wir da nicht locker eine Trainingseinheit absolvieren wollen, sondern direkt so rangehen, wie wir bei der EM spielen wollen." Soll heißen: "Wir wollen ab der ersten Minute die gleiche Intensität, die gleiche Qualität auf den Platz bringen, wie es dann am 15. Juni gegen Frankreich beim Turnier sein soll." Weil Rüdiger aber wie erwähnt noch nicht dabei ist, wird Hummels an der Seite des Mönchengladbachers Matthias Ginter zentral verteidigen. Im Tor steht Manuel Neuer, dessen Ehrgeiz es auch in einem Testspiel nicht zulässt, seinen Ersatzleuten Bernd Leno oder Kevin Trapp eine Chance zu geben. Ein Manuel Neuer kennt keine Testspiele. Das dürfte dann auch am 7. Juni so sein, wenn es in Düsseldorf gegen Lettland geht.
Was machen die Dänen?
Die sind ebenfalls für die EM qualifiziert und rechnen sich gegen Belgien, Finnland und Russland in der Gruppe B gute Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales aus. "Wir haben in den letzten drei Jahren nur zwei Spiele verloren - jeweils gegen Belgien, die aktuelle Nummer eins der Welt", sagte Yussuf Poulsen dem "Kicker". Der Angreifer von RB Leipzig ist neben Torwart Frederik Rönnow vom FC Schalke 04, Thomas Delaney von Borussia Dortmund und dem Hoffenheimer Robert Skov einer von vier Profis im dänischen EM-Aufgebot von Trainer Kasper Hjulmand, die in der deutschen Bundesliga spielen. Wen man noch kennen könnte: die ehemaligen Mönchengladbacher Andreas Christensen vom Champions-League-Sieger FC Chelsea und Jannik Vestergaard vom FC Southampton, Torwart Kasper Schmeichel von Leicester City, Kapitän Simon Kjaer vom AC Mailand und Spielmacher Christian Eriksen von Inter Mailand. Hat hier jemand Testspiel gesagt?
War sonst noch was?
Apropos Joachim Löw. Der Bundestrainer hat just vor seinem letzten Turnier der Wochenzeitung "Die Zeit" nach 17 Jahren bei der Nationalmannschaft so etwas wie ein großes, sehr persönliches Abschiedsinterview gegeben. (Das zu lesen kostet zwar Geld, es ist aber in diesem Fall gut angelegt). Löw spricht über die Einsamkeit des Trainers und über die innere Leere nach einem Triumph mit dem Weltmeistertitel 2014 in Brasilien. "Nach dem Turnier war ich nicht weit weg von einer depressiven Verstimmung. Nach jedem Turnier ist da eine Leere. Man hat sich vorher ein halbes Jahr fokussiert, viele Entscheidungen getroffen und lebt dann während des Wettbewerbs in einem Tunnel. Man wird eine Gemeinschaft, hat viele enge Bindungen mit den Spielern und Betreuern. Als Vereinstrainer ist das anders, als Nationaltrainer werden die Verbindungen sehr eng. Und dann geht man nach Hause. Nach zwei, drei Tagen denkst du, puh, jetzt bin ich hier allein."
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