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"Schützenhilfe für Querdenker":Ulrich Matthes widerspricht "Quatschvideos" - n-tv NACHRICHTEN

Klare Kante vom Präsidenten der Filmakademie: Laut Ulrich Matthes könnte manches aus #allesdichtmachen "fast wörtlich aus der Querdenkerszene stammen". Die gute Absicht sei ordentlich schiefgegangen.

Der Präsident der Deutschen Filmakademie, Schauspieler Ulrich Matthes, widerspricht der Videoaktion #allesdichtmachen. Er habe sich sehr gewundert über die Unterstellung in den meisten der Videos, es gebe keinen Diskurs darüber, ob die Maßnahmen in der Pandemie berechtigt seien. "Dieser Diskurs wird seit einem Jahr medial geführt. Der wird im Bundestag geführt, den führen die Stammtische, den führen wir permanent alle", sagte Matthes. "Und die Kolleginnen und Kollegen beklagen mittels dieser vermeintlichen Satire, dass dieser Diskurs nicht stattfände und geben damit - und das ist meine Hauptkritik - indirekt Schützenhilfe für die Querdenkerszene und die AfD." Er unterstelle mal eine gute Absicht. "Diese gute Absicht ist nur ordentlich schiefgegangen", sagte Matthes dpa.

Unter dem Schlagwort #allesdichtmachen hatten mehrere Schauspieler mit ironisch-satirischen Clips die Corona-Politik in Deutschland kommentiert. Einige Teilnehmer distanzierten sich später von ihren Beiträgen. Einige Videos wurden von der Internetseite genommen, etwa Beiträge von Meret Becker, Kostja Ullmann und Heike Makatsch. "Ich finde die Krokodilstränen, die einige der Kolleginnen und Kollegen jetzt weinen, sie seien so gründlich missverstanden worden, vollkommen unverständlich, weil manche Textbausteine fast wörtlich aus der Querdenkerszene stammen könnten", sagte Matthes. Seit zwei Jahren ist er Präsident der Deutschen Filmakademie in Berlin.

Auch in der Filmbranche wird die Aktion laut Matthes debattiert. "Es gab wilde Reaktionen gegen diese Videos", sagte Matthes. "Es gab auch Austrittsdrohungen aus der Filmakademie. Ich hoffe, dass sie nicht wahr gemacht werden. Ich muss den Laden ja irgendwie zusammenhalten. Sicher gibt's - wie in jeder größeren Gruppe, wir sind ja gut 2000 Mitglieder - auch Leute, die das toll fanden." Er werde das Gespräch suchen und versuchen, die Wogen zu glätten.

"Was ist der Gegenvorschlag?"

Wegen der Pandemie sind unter anderem Kinos, Theater und Museen in Deutschland teils seit Monaten geschlossen. Matthes findet die Aktion seiner Kolleginnen und Kollegen wenig konstruktiv. "Als ich mir das erste Mal fassungslos diese Videos reingezogen habe, dachte ich auch: Was wollt ihr mit eurem Ulk? Was ist der Gegenvorschlag? Worin besteht jetzt das Konstruktive dieser Aktion?"

Er befürchte nach wie vor die Marginalisierung der Kulturszene, sagte der 61-Jährige in Berlin. "Ich beklage, dass die Theater, die Kinos, die Opern, Konzerthäuser - obwohl sie sich um die klügsten Hygienemaßnahmen gekümmert haben - einfach pauschal dichtgemacht worden sind. Das haben viele Institutionen, auch die Deutsche Filmakademie, immer wieder angesprochen."

Aber auch das sei etwas deprimierend: Dass in diesen aufgeregten Zeiten der sozialen Netzwerke, der schnellen Auf- und Abregung, "diese Quatschvideos eine größere gesellschaftliche Resonanz erzielen als die vielleicht nicht so prominent-prickelnden, aber seriösen Stimmen von Menschen, die für Institutionen stehen und die versuchen zu differenzieren, abzuwägen und trotzdem kritisch zu sein".

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